Gelsenkirchen. Der in Gelsenkirchen beheimatete Verein will seit 2010 auch Bedürftigen kulturelle Teilhabe bieten. Rund 140.000 Freikarten wurden verteilt.
Seit seiner Gründung im Jahr 2010 hat der in Gelsenkirchen beheimatete Verein Kultur-Pott Ruhr stets das gleiche Ziel vor Augen: auch jenen Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, eine kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Und das funktioniert bis heute bestens! Addiert rund 140.000 Gratis-Tickets für etwa 16.000 Veranstaltungen im gesamten Ruhrgebiet konnten in den vergangenen zwölf Jahren an Bedürftige verteilt werden. Ein Blick auf eine echte Erfolgsbilanz.
385 verschiedene Veranstalter aus dem gesamten Ruhrgebiet machen mit
„Ohne die enorme Hilfsbereitschaft der vielen Kulturschaffenden im gesamten Ruhrgebiet wären wir aufgeschmissen“, sagt Marita Heiliger, seit 2013 die Vorsitzende von Kultur-Pott Ruhr. Denn egal, ob Musiktheater im Revier, Consol-Theater, die Ruhrfestspiele, der Mondpalast oder die Ruhrtriennale: Fast alle großen Kulturhäuser und Festivals der Region beteiligen sich an dieser guten Sache und stellen in jedem Jahr ein beträchtliches Kontingent an Freikarten zur Verfügung. „Insgesamt 385 verschiedene Veranstalter machen inzwischen bei uns mit“, nennt Heiliger eine imposante Zahl.
Der Verein zählt zwar „nur“ 24 Mitglieder, kann im Alltag aber auf ein Team von insgesamt rund 85 ehrenamtlichen Helfern zurückgreifen. Zu Beginn dieses Projektes arbeitete das Team ausschließlich von der ersten Zweigstelle aus, die ihren Sitz in Essen-Rellinghausen hatte. Ende 2012 erfolgte der Umzug nach Gelsenkirchen. „Und inzwischen verfügen wir über 15 Zweigstellen in 13 Städten, von denen aus wir ein Angebot für die Menschen aus allen 53 Kommunen des Ruhrgebiets organisieren“, betont Werner Beermann, derzeit kommissarisch als stellvertretender Vorsitzender des Vereins im Einsatz.62 Prozent aller Kulturgäste sind FrauenDie Menschen, die die Freikarten erhalten, werden im Verein „unsere Kulturgäste“ genannt. Bevor jemand aber in den Genuss dieses Angebots kommt, wird zunächst seine Bedürftigkeit geprüft. Das heißt: Die Interessierten müssen ihre Einkommenssituation offenlegen. „Wer etwa als Single im Monat 1096 Euro oder weniger zur Verfügung hat, kann sich bei uns melden“, nennt Reinhard Doppelfeld, Teamleiter der Zweigstelle Gelsenkirchen, ein konkretes Beispiel.
Interessant: 62 Prozent aller Kultur-Pott-Gäste sind Frauen. Und wichtig: Jeder, der sich bewirbt, erhält nicht eine, sondern zwei Freikarten pro Veranstaltung. „Wir möchten ja auch, dass nicht nur das Ereignis erlebt wird, sondern danach auch noch ein kultureller Austausch stattfindet“, so Vorsitzende Heiliger. Und bei der Begleitperson werde generell nicht geprüft, ob diese bedürftig ist.Verein ist auf Spenden angewiesen und benötigt rund 35.000 Euro pro JahrJeder der angemeldeten Kulturgäste ist in einer Datei des Vereins gespeichert. In dieser sind auch die jeweiligen Interessen aufgelistet. „Wenn wir etwa kurzfristig Karten für das Planetarium Bochum bekommen, wollen wir diese ja auch bevorzugt denen anbieten, die Spaß daran hätten“, erklärt Doppelfeld. Vermerkt ist auch, wann der Interessent zuvor das letzte Mal Freikarten erhalten hat. Es solle nämlich nicht so sein, dass manche fünf Veranstaltungen im Monat besuchen können und andere keine einzige, erklärt das Vorstandsteam das Prinzip.Der Verein beschäftigt zwei hauptamtliche Mitarbeiter und finanziert sich zum Großteil über Spenden. „Wir benötigen im Jahr rund 35.000 Euro, um über die Runden zu kommen“, sagt die Vorsitzende. Zwar gebe es viele treue Stammspender, doch gerade die letzten beiden Corona-Jahre seien sehr schwierig gewesen, so Heiliger.Großer Dank an den FC Schalke 04 und den Verein Schalke hilftEin großer Dank des Vorstands geht auch in Richtung des FC Schalke 04 und des Vereins Schalke hilft. Denn regelmäßig werden den Kulturgästen auch Freikarten für die Heimspiele der Profi-Fußballer angeboten. Als beim ersten Heimspiel nach dem letzten Lockdown zunächst nur 750 Fans zurück in die Arena durften, waren darunter 65 Kultur-Pott-Gäste. „Das war alles andere als selbstverständlich“, lobt das Vorstandstrio.Spürbare Folgen der Corona-Pandemie für die Vereinsarbeit Die Folgen der seit über zwei Jahre anhaltenden Corona-Pandemie waren auch für die Macher des Kultur-Potts Ruhr spürbar: Weil es wegen diverser Lockdowns deutlich weniger Kulturveranstaltungen gab, konnten auch entsprechend weniger Freikarten verteilt werden. „Statt wie zuletzt in Vor-Corona-Zeiten rund 15.000 Tickets pro Jahr waren es während der Pandemie höchstens 1500“, so Werner Beermann.Im Jahr 2022 will der Verein sein Engagement verstärkt auf den Kleinkunstbereich ausweiten. „Und wir wollen mehr Kulturbegleiter stellen“, kündigte Vorsitzende Heiliger an. Das sind Helfer des Vereins, die jene Kulturgäste zu Veranstaltungen begleiten, die im eigenen Umfeld keine Begleitperson finden.Kontakt zum Verein für weitere hilfsbereite Veranstalter und interessierte Bedürftige: 0209 157 944 10 oder im Internet auf www.kulturpott.ruhr.